Wie ein Gärtner sein Herz
an die Tomate verlor.

Weltweit gibt es sage und schreibe 10.000 Tomatensorten. Ihre Farben und Formen sind so vielfältig, daß kein Mensch sie alle kennt. Bioland-Gärtner Thomas Hägele aus Bühlertann hat vor einigen Jahren begonnen, sich auf die Reise durch die Welt der Tomaten zu machen. Er züchtet an seinem Biohof besondere Tomatensorten, die so seltsame Namen tragen wie: Shimmeig Creg, Moneymaker oder Fuzzy Wuzzy.

Ihren  Ursprung hat die Tomate wie die Kartoffel in Südamerika. Columbus hat sie  einst nach Europa gebracht.  Das  aztekische Wort »Tomatle«, was soviel heißt wie »Schwellfrucht«, soll der Tomate den Namen gegeben haben. Im 20. Jahrhundert schließlich begann der weltweite Siegeszug dieses Nachtschattengewächses. Heute werden  alleine in Deutschland jährlich ca. 460.000 Tonnen Tomaten verzehrt. Ob als Tomatensalat, Tomatensoße oder Tomatenketchup, sie ist aus unserer Küche kaum mehr wegzudenken.

Ein Grund für ihre Beliebtheit ist sicher, daß die Tomate als besonders  gesunde Frucht gilt. Sie besteht zu fast 95 %  aus Wasser, enthält dreizehn Vitamine und siebzehn Mineralstoffe. Es wird ihr neben dem Schutz vor Herzerkrankungen auch eine krebspräventive Wirkung nachgesagt. Grund dafür soll die Substanz Lycopin sein.

So allgegenwärtig der Paradiesapfel auch ist, in unseren Breitengraden ist er gar nicht so einfach zu züchten. Die Tomate ist vom Ursprung her eine tropische Frucht und liebt Wärme und Sonne, woran es bei uns bisweilen mangelt. Deshalb wachsen Tomaten zumeist im Gewächshaus. Auch Thomas Hägele verbringt viel Zeit im Gewächshaus.

»Als gelernter Gärtner habe ich die Hände am liebsten in der Erde«, so Thomas Hägele. »Alles, was wächst, fasziniert mich. Die Tomate begeistert mich wegen ihrer Vielfältigkeit. Tomaten gibt es in unzähligen Farben und Formen. Große und kleine, dicke und dünne, schwarze, gelbe, weiße und rote. Keine Tomate ist wie die andere. Ich staune immer wieder, welche Vielfalt die Natur doch hervorbringt.«

Irgendwann hat es Thomas  Hägele gepackt, und er hat zu experimentieren begonnen. Inzwischen wachsen 130 Tomatensorten auf seinem Hof. Davon einige seltene und alte Sorten. Die Samen stammen teilweise von biologischen Saatgutfirmen, jedoch auch von privaten Züchtern oder speziellen Vereinen wie  »Arche  Noah« in Österreich, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die natürliche Artenvielfalt zu bewahren.

»Heute  ist es wichtiger dennje, Saatgut zu erhalten und zu vermehren.«so Thomas  Hägele.» Der weltweite Saatgutmarkt wird immer mehr von einzelnen Konzernen  kontrolliert. Zudem ist die Gentechnik eine große Gefahr. Meine  Eltern haben schon 1973 auf biologischen Anbau umgestellt. Diese Tradition führe ich fort. «Natürliche Vielfalt ist für Thomas Hägele eine Art Zauberwort. Nicht nur seine Tomatenzucht zeugt davon, er hat inzwischen auch 50 Chili-  und  Peperonivarianten im Sortiment. Und immer mehr Menschen interessieren sich für seine Arbeit. »Durch die Zuwanderung aus Osteuropa beispielsweise steigt die Nachfrage nach Tomatensorten, die wir hierzulande bisher nicht kannten. Da ich in erster Linie Jungpflanzen ziehe, die dann von Hobbygärtner im eigenen Garten gepflanzt werden, wird unser Angebot ständig erweitert. Es ist wie in der Natur, die steht auch niemals still. Ständig entsteht etwas Neues.«

Wer mehr über Thomas Hägeles Arbeit erfahren möchte, kann ihn gerne kontaktieren. Und sich dabei über die Besonderheiten von Fuzzy Wuzzy, Ochsenherz, Silbertanne und Banana Legs informieren. Vielleicht entdeckt der eine oder andere dann selbst seine Liebe zum Paradiesapfel.

Der Hofladen ist zweimal die Woche geöffnet. Zudem trifft man Thomas Hägele auch auf verschiedenen Wochenmärkten im Großraum Schwäbisch Hall, wo über die Tomaten hinaus auch anderes Bio-Gemüse angeboten wird.

 

Am 14. und 15. Mai findet in Bühlertann das alljährliche Hoffest statt, bei dem über 100 verschiedene Tomatensorten erhältlich sein werden und auch die Gewächshäuser besichtigt werden können.

Autor

Michael Hoppe