Bühlertanner Züchter hat mittlerweile 130 Sorten im Angebot

Wer sich regional und saisonal ernährt, lebt gesünder. In unserer Serie stellen wir deshalb zwölf Produzenten aus dem Haller Land vor. Heute: ein Besuch bei Bioland-Bauer Thomas Hägele in Bühlertann.

MICHAELA CHRIST

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130 verschiedene Tomatensorten: Bis Mai hegt und pflegt Bioland-Gärtner Thomas Hägele seine frostempfindlichen Tomatenpflanzen selbst. Foto: Christ


Bühlertann Der Bioland-Hof von Thomas Hägele (42) liegt mitten in Bühlertann. Nicht weit davon entfernt befinden sich die Gewächshäuser. Der Ort, wo über 130 Tomatensorten jedes Jahr aufs Neue heranwachsen. Ab Mitte März sät der gelernte Gärtner die ersten Sorten aus. Schon eine Woche später sprießen zarte Pflänzchen aus dem Boden. Einmal den Kopf aus der Erde gestreckt, wachsen sie schnell und brauchen Platz. Biotomaten ohnehin, denn sie werden im Gegensatz zu ihren konventionellen Pflanzen nicht mit Chemikalien klein gehalten. Platz schafft das Vereinzeln - im Gärtnerjargon pikieren - und knapp eine Woche später das Topfen in vier Zentimeter große Plastiktöpfe. Damit ist die Pflanze verkaufstechnisch im Endzustand. Jetzt muss sie nur noch wachsen. Dazu braucht es viel Licht, viel Wärme und eine gute Bodenstruktur.

"Wenn man zu früh aussät werden sie goagelig", weiß Hägele. Das heißt, die Pflanze schießt lang und schwach in die Höhe, weil sich ihr Stängel nicht kräftig genug entwickeln kann. Ein typisches Problem vieler Hobbygärtner, die mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Februar ihre Aussaatbeete auf das Fensterbrett stellen.

Ab Mitte Mai, nach den Eisheiligen, können die Pflanzen ins Freiland. Das einfachste Mittel gegen Krautfäule ist ein Dach, um die Blätter der Pflanze vor Nässe zu schützen. Buschtomaten, wie die Fuzzy Wuzzy, gedeihen sehr gut unter einem Dachvorsprung, möglichst Südseite, in einem großen Topf. "Tomaten gießt man am Besten vormittags unter den Stock", rät Hägele. Und wenn die ersten Früchte kommen, könnte man das Gießen noch einmal reduzieren: "Dann schmeckt die Tomate besser, auch wenn der Ertrag runter geht." Apropos Geschmack: Je länger die Tomate am Stock reift, desto besser schmeckt sie. Das ist auch das Geheimnis der Strauchtomaten, die es den Winter über im Handel gibt. Allerdings sind Strauchtomaten hartschalig und verhältnismäßig teuer.

Die Sortenvielfalt von Thomas Hägele bietet Alternativen. Den Anfang machen beliebte und gängige Sorten: "Verkaufsrenner im letzten Jahr war die frühe Freilandtomate Matina", sagt Thomas Mutter, Maria Hägele. Gefolgt von der süßen Cocktailtomate Zuckertraube und der saftigen, italienischen Saucentomate San Marzano. Letztere eigne sich auch hervorragend für Tomatensalat verrät sie, und Thomas ruft lachend herüber: "Das heißt Tomate Mozzarella!"

Maria Hägele betreibt den Hofladen in der Ziegelstraße. Wenn Mitte Mai die Jungpflanzen in den Verkauf kommen, steht sie Hobbygärtnern mit Rat und Tat zur Seite. Und davon gibt es viele. Schließlich gilt die Tomate als Lieblingsgemüse der Deutschen. In Nudelsaucen, auf der Pizza oder als Salat verdrückt der Deutsche jährlich 23 Kilo. Entsprechend ist die Vielfalt: süßlich und säuerlich, saftig oder trocken, in allen Farben von gelb, grün, rot, schwarz und gestreift. Und Formen: rund, oval, länglich, spitzig, herzförmig und gezackt. Es gibt sie klein als Cocktailtomate und 500 Gramm schwer als Fleischtomate. "Die verschiedenen Farben, Formen und Pflanzenarten machen die Aufzucht der Tomaten für mich so interessant", sagt Tomaten-Thomas - ein Spitzname, den sich der heutige Tomatenspezialist in seiner Jugend schon in weiser Voraussicht in der Gemeinde eingefangen hat.